Ein kleiner Nachtrag von Anfang 2021, mit einem kleinen aber feinen Projekt, aus dem direkt ein zweiter Flieger entstand. Anfang 2021 kam Mark auf mich zu, ob ich ihm bei der Verwirklichung einer Idee helfen kann: Er hatte einen Nachbau (inkl. Verbesserungen) der Graupner Topsy (´70er) mit seinem Vater Horst konstruiert und gebaut. Bei den ersten Flügen kam beiden die Idee, damit auch F-Schlepp zu machen – nur fehlte ein passendes Modell. Die Idee entstand, eine 1,35m große ASW-17 zu machen, damit es auch vom „Maßstab“ passt.
Bei der Größe ist der Flügel nicht sehr tief und die Re-Zahlen im Keller. Rippen- oder Styro-Positiv-Bauweise wäre auch sehr anspruchsvoll (Wurzeltiefe 76mm!). Und Querruder in so eine schlanken Fläche zu verbauen stellt eine Riesen Herausforderungen dar. So kam die Idee den Flügel aus einem Balsa-Brett zu fräsen und als Flächen-Verwinder auszuführen… Und da kam ich ins Spiel: Ob ich bei der Aero-Auslegung helfen kann und Ihnen die Flügel fräse. Mein Interesse war schnell geweckt 😊
Den Rumpf, Leitwerke (nur SR angelenkt) inkl. Verwindungsmechanik haben Horst und Mark konstruiert.
Die Aero-Auslegung kam von mir: Die Re-Zahlen waren mit ~50k an der Wurzel und ~25k am Rand beim Abgleiten schon sehr sportlich – über die Landung will ich hier erst gar nicht reden. Es musste also Profile zum Einsatz kommen die bei geringsten Re-Zahlen funktionieren.
Bei der Suche nach geeigneten Profilen bin ich auf die AG35-AG38 Profilserie von Mark Drela gestoßen. Der Vorteil dieser Profile war außerdem, dass sie eine gerade Profilunterseite haben – somit brauche ich nur die Oberseite Fräsen, der relativ kleine Bereich Nase bis Holm der Unterseite kann händisch(mit Profillehren) geschliffen werden. Die Profile wurden etwas in der Wölbung angepasst und die Endleistendicke auf 1mm festgelegt (Fertigung/Handling). Das AG35mod wird an der Wurzel, das AG37mod am Trapezknick und das AG38mod am Randbogen eigesetzt. Laut XFLR5 soll er fliegen können… Nur Landen wird relativ flott werden.
Die Flügel haben auf ein 8mm starkes Standard 10x100cm Balsa Brett gepasst. Auf der Unterseite wurde lediglich eine Nut für ein CfK-Flachstab gefräst. Dann wurde das Brett gedreht und über Passstifte auf dem Bearbeitungstisch ausgerichtet. Die Flächenkontur wurde mit einem 3.5mm Fräser relativ zügig und mit geringer Fräsbahn-Überlagerung (25%) in einem Arbeitsgang abgeschrubbt. Auch die Oberseite hat noch eine Nut für den Holm und die Aussparung der Streckung erhalten. Die Bearbeitung hat ca. 30min pro Flügel gedauert.
Die Fräsriefen können recht einfach mit 120er Papier geschlichtet werden. Auch die Nasenleiste der Unterseite zu schleifen ist sehr wenig Aufwand. Und dann war sie da…
Eine kleine ASW17 mit Flächenverwindung. Und sie Fliegt – sie hat ein tolles Flugbild. Nur die Landung muss wie erwartet mit relativ hoher Fahrt erfolgen. Aushungern bei der geringen Re-Zahl ist leider nur sehr begrenzt möglich. Aber der Schlepp- und Flug-Spaß ist definitiv vorhanden und mit einer einmaligen Optik – wenn man die erforderliche Sehstärke hat.
Nano-BAM
Da das Fräsen aus dem Vollen so gut gelappt hat, die Auslegung eines Fliegers mich wieder etwas gepackt hatte und das Land eh im Lockdown war, wollte ich mal sehen ob in Sachen Flugleistung nicht noch etwas mehr geht: Eine Scale ASW-17 ist durch die geringe Tiefe doch sehr begrenzt in den Gestaltungsmöglichkeiten und die Re-Zahlen sehr gering. Bei höheren Re-Zahlen haben die Profile deutlich mehr Leistung.
Ich brauche also mehr Flächentiefe. Parallel warteten wir auf die Formen vom BAM… Warum also nicht einen kleinen BAM machen, um uns die Wartezeit zu verkürzen – tiefe Flächen hat er 😊
Gesagt getan… Die Kontouren aus dem BAM CAD wurden verkleinert (1,2m Spannweite), ein einfacher Holz Rumpf konstruiert und die AG Profile von der ASW17 auf die Kontur vom BAM angepasst. Diesmal auch mit dem AG36 (mod.). Der Nano-BAM sollte aber kein Flächenverwinder, sondern eine konventionelle Querruderanlenkung bekommen.
Ich habe zuerst eine Segler-Version gebaut. Das Modell hat durch die unkritischeren Re-Zahlen deutlich mehr Leistung. Mich hat aber überrascht wie viel Leistung es hat – er kann es definitiv mit vielen kleinen Schalentierchen aufnehmen. Bei schwachen Bedingungen am Hang macht es unendlich Spaß mit dem Nano-BAM die Kontur der Kante abzufliegen und jede kleine Böe oder Thermik für ein wenig Kunstflug zu nutzen.
Aber auch hinter einer FunCup, Tundra & Co fällt einem immer neuer Blödsinn ein und wenn es nur das alte Spiel „Wer zuletzt Landet verliert“ ist… Es gibt immer viel zu lachen und unendlich Flugspaß.
Für den Familien-Urlaub musste dann noch ein elektrischer Nano-Bam her… Die Leistung von dem Antrieb ist mir leider zum Rumturnen noch etwas zu gering… Aber als Aufstiegshilfe hat es allemal gelangt und hat mir einige schöne Flüge in den Bergen und am Strand von Korsika beschert.
*) Nein, natürlich löst ein voll-Balsa Flügel nicht die CfK Schalentiere ab… Es ist ein Insider-Spaß unserer Truppe