Bericht: CompoCon 2022


In Köln gibt es nicht nur Bier aus zu kleinen Gläsern, sondern auch ein paar Freunde, die sich in den letzten Jahren auf das Konstruieren und Laminieren von Voll-CfK-Modellen „spezialisiert“ haben. Das „KölleTeam“.
Unsere Projekte hatten immer anspruchsvolle Ziele, welche aber ab und zu auch hartnäckige Probleme mit sich brachten. Das gehört dazu! Aber das geht ja nicht nur uns so. Da gibt es doch noch viel mehr Leute, die coole Projekte machen und sicher auch ähnliche Probleme und auch Lösungen haben?!

So kam uns Ende April die Idee ein entspanntes Treffen zu organisieren, auf dem man sich über fertige, unfertige oder sogar missglückte Projekte austauschen kann.
Die Location und Eckpunkte standen recht schnell fest: Es sollte am 17.09.2022 beim Aero-Club in Grevenbroich stattfinden. Viel Zeit war also nicht mehr.
Klar war: Wir ziehen es durch und es soll kein normales, spießiges Beisammenkommen sein. Was es auch nicht sein sollte ist eine Messe mit Verkaufsständen von Herstellern, wo der Verkauf und Kommerz im Vordergrund steht – sondern das Konstruieren, Laminieren und Bauen von Composite-Modellen sollte das Thema dieser Zusammenkunft sein. Eine Convention von Modellfliegern für Modellflieger, in einem gemütlichen, privaten Umfeld. Der Name war dann auch schnell gefunden: Aus Composite Convention wurde CompoCon.

Über den Sommer wurde dann viel geplant, diskutiert, das Event in Foren beworben und Besorgungen gemacht. Unsere Idee schien gut anzukommen, was uns anspornte eine schöne Veranstaltung auf die Beine zu stellen.

Dann war es endlich soweit… Die ersten Gäste trudelten schon am Freitagabend während des Aufbaus ein. Piloten aus Berlin und den Niederlanden wollten den Platz begutachten und die ersten Runden in der Luft drehen – was uns das Aufbauen versüßte.

Am Samstag ging es um 9 Uhr morgens dann richtig los und die Gäste ließen nicht auf sich warten. Sehr viele Piloten brachten ihre beeindruckenden Projekte mit. Was uns positiv überrascht hat war, dass viele auch gleich Formen und Spezialwerkzeuge mitbrachten, was zusätzlich für viele interessante Gespräche sorgte.

Paul Poschen brachte sogar einen eigenen großen Pavillon für sich und seine Solinger Freunde mit. Der Pavillon bot dann unter anderem Platz für eine Maschine, die er zum Austrennen von Rudern und zum Besäumen der Endleiste entwickelt hat. Außerdem konnte man eine lange Platine aus dem Rumpf seines F3F Modell „Nitro DP“ bestaunen. Darauf hat er die Telemetrie-Sensoren und Spannungsversorgung integriert. Die Einbauposition von Empfänger und Rumpf-Servos wird ebenfalls durch diese Platine vorgegeben. Paul macht sich nicht nur sehr viele Gedanken zur Konstruktion und Aufbau vom Modell, sondern auch zu den Arbeitsabläufen jenseits des Entformens.

Oliver Zanker war nicht nur der Schnellste in der Luft, sondern auch einer der ersten (morgens) auf der CompoCon. Er hat sein Speedcup-Wettbewerbsmodell Fireblade während des Events mehrfach vorgeflogen und durch seine atemberaubenden Geschwindigkeiten beeindruckt. Durch den hohen Speed sind natürlich besonders steife und flatterfeste Bauteile nötig, was er durch die CfK-Bauweise aus Negativformen erreicht.

Rene Rosentraeger – vielen sicherlich bereits bekannt aus den sozialen Medien – ist mit seiner SU-X angereist. Es ist einfach unfassbar, mit wie vielen angesteuerten Steuerflächen und Zusatzfunktionen dieser Jet ausgestattet ist. Das Ganze hat er in einer sehr leichten GfK-Wabenbauweise umgesetzt. Beides zusammen ermöglichte Rene seine SU-X mit ultralangsamen Hoover-Manövern und Kunstflug auf engstem Raum eindrucksvoll vorzufliegen. Außerdem hatte er noch seinen kleinen 3D-gedruckten Harrier und eine kleine 3D-gedruckte SU-X dabei.

Ein weiterer Besucher war Joel Vlashof, der ebenfalls mittlerweile zum „YouTube Star“ durch seine Videos zum Aufbau seiner F-35B geworden ist. Der sympathische Niederländer hat ein sehr ehrgeiziges Projekt, was er seit 2013 verfolgt und auf YouTube dokumentiert: Ein Scale Senkrechtstartender Impeller Jet mit STOVL-Düse. Er hat zwei Prototypen der F-35B mitgebracht: Das eine Modell wurde aufgebaut, um den Schwerpunkt des Modells zu erproben und hat kein schwenkbares Triebwerk. Trotzdem war seine Flugvorführung sehr sehenswert. Die andere F-35B, einen unfertigen Prototypen, hat er mit einer aufwändigen und vorbildgetreuen Funktion der STOVL-Düse ausgestattet. Alleine zu sehen, wie die STOVL-Düse schwenkt, war spektakulär und zudem in einem sehr durchdachten Innenausbau.

Insgesamt fiel sehr früh auf, dass unter den zahlreichen Teilnehmern sehr viel gefachsimpelt und Modelle, Formen und Vorrichtungen bestaunt wurden. Leider konnte nur relativ wenig geflogen werden, weil das Wetter sehr wechselhaft war, und uns immer wieder kurze Schauer heimgesucht haben. Was der guten Laune der Teilnehmer aber keinen Abbruch tat. Und auch dem Besucheransturm: Es war schön alte Bekannte wiederzusehen und neue Freunde kennenzulernen. Uns hat aber wirklich beeindruckt, wie viele Besucher trotz des „schlechten“ Wetters kamen. Zeitweise waren über 70 Besucher da.

Glücklicherweise haben wir in Grevenbroich einen großen überdachten Bereich für die Sitzmöglichkeiten – so konnte man kleine Regenschauer mit Currywurst oder Steak vom Grill bei einem netten Gespräch überdauern. Für die Modelle haben wir natürlich auch gesorgt und vorab einige Pavillons aufgestellt.

Wenn man anschließend so über den Platz schlenderte, war die große in Positiv-Bauweise gebaute JS2 von Berri van Roest nicht zu übersehen, die mit 7m Spannweite das größte Modell der Convention war.

Auch ließen es sich Composite „Urgesteine“ wie Christian Baron, dessen Excel-Holm-Tool vielen bekannt ist, nicht nehmen die Convention zu besuchen. Bei ihm konnten ein altes F3B-Modell von 1981 und aktuelle Modelle wie den Dynator bestaunt werden. Ebenso hatte er Schnittmodelle von seinen ersten Flügeln dabei, was bei Composite-Bauern natürlich gerne betrachtet wurde.

Ein weiteres Highlight setzte Matthias Boese, der am Nachmittag einen sehr aufschlussreichen Vortrag über sein eigenes Profiloptimierungs-Programm „The Strak-Maschine“ vortrug.

Stefan Kühn, vielen aus dem RC-Network als Gideon bekannt, wurde als Fachmann zum Thema Harz, Fasern und Stützstoffen oft belagert und mit Fragen gelöchert, die er gerne beantwortete.

Best of Show Voting: Jeder Teilnehmer erhielt bei Ankunft ein Infoblatt, worauf er Informationen über sein Modell angeben konnte. Dieses Blatt bot zudem, in einem Feld, Platz für Wackelaugen. Die selbstklebenden Wackelaugen wurden an jeden Gast und Teilnehmer verteilt und damit konnte man dem aus seiner Sicht, schönsten/spannendsten Projekt seine Stimme geben.
Am Ende des Tages erhielt Joel Vlashof mit seiner F-35B die meisten Augen und durfte wohlverdient den Pokal entgegennehmen. Natürlich war der Pokal stilecht ein Sichtkohle Bauteil.

Joel Vlashof

Der Tag klang gemütlich mit selbst gemachtem Pulled Pork und anschließender Eröffnung der Caipirinha-Bar aus – was von den Besuchern gerne angenommen wurde. Somit endete die erste CompoCon mit feucht, fröhlichen, lustigen Diskussionen wie man beispielsweise Formen anders gestalten könnte.

Die Reaktionen, die wir vor Ort erhielten und in Foren lesen, machen scheinbar nicht nur bei uns Lust auf mehr, so dass wir wohl 2023 eine weitere CompoCon organisieren müssen. Die Planungen sind bereits gestartet und wir hoffen bald einen Termin bekannt geben zu können.

Ein großes Dankeschön möchten wir in erster Linie den Besuchern der CompoCon aussprechen. Ihr wart MEGA – es war toll zu sehen wie ihr euch ausgetauscht und eure Projekte präsentiert habt. Leider können wir hier nicht auf alle eingehen, es waren aber sehr viele beeindruckende Projekte da.

Natürlich möchten wir auch dem Aero-Club Grevenbroich Neuss, den fleißigen Helfern und den Event-Sponsoren WeMoTec und RC-Network danken, ohne deren Unterstützung und Hilfe es nicht möglich gewesen wäre, diesen Plan in die Wirklichkeit umzusetzen.

Vielen Dank! Das war auch für uns ein toller Tag. Bis zum nächsten Jahr!

Euer KölleTeam
(Florian Müller, Christoph Meier, Mark Will, Sebastian Gies, Thomas Samel)

Hier noch ein Video von Rene Rosentraeger was auch ein paar Impressionen der CompoCon zeig:

Weitere Highlights: